Medizin muss nicht bitter sein - jetzt im Herbst das Immunsystem stärken
„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ (Hippokrates)
Jetzt ist der Sommer wohl endgültig vorbei. In der Natur stehen alle Zeichen auf „Herbst“. Die Tage sind nun wieder deutlich kürzer und die Nächte merklich kälter. Vor allem, wenn die Sonne nicht scheint, spüren wir schon den nahenden Herbst. Dieser hat leider neben niedrigeren Temperaturen häufig auch eine Erkältung für uns im Gepäck. Das ist in Zeiten von Corona ganz besonders ärgerlich. Kann doch jedes kleine Anzeichen einer Erkältung bedeuten, dass wir uns selbst isolieren müssen, bis wir Klarheit haben, ob es wirklich nur eine harmlose Erkältung ist. Aber wir können einiges tun, um unser Immunsystem jetzt zu stärken und so gesund und fit durch den Herbst zu kommen.
Dieses Jahr sind wir sehr spät aus unserem Südtirol-Urlaub zurück gekommen. Baden-Württemberg war bei den Sommerferien das Schlusslicht. Das haben wir voll und ganz ausgenutzt und unseren Wanderurlaub in den September gelegt. Nun sind wir wieder zu Hause, und der Alltag hat uns wieder. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wären wir in eine andere Welt zurück gekehrt. Und das liegt nicht nur daran, dass wir während der Ferienzeit losgefahren sind und nun direkt im betriebsamen Alltag gelandet sind. Auch die Natur hat sich sichtlich und spürbar verändert.
Während unserer zweiwöchigen Abwesenheit hat es sich der Herbst in Deutschland bequem gemacht. Die Tage sind kürzer, die Nächte kälter, und die ersten Blätter fallen von den Bäumen. Zwar war es bei unserer Rückkehr Mitte September noch richtig sommerlich warm, aber nun können wir unsere kurzen Hosen getrost ganz nach hinten in den Schrank packen. Wir werden sie wohl nicht mehr so schnell brauchen. Dafür können wir unsere Jacken wieder ganz nach vorne hängen. Auch tagsüber geht man jetzt am besten nicht ohne aus dem Haus.
Mit dem Herbst beginnt die Erkältungszeit
Gerade jetzt bekommen viele von uns eine Erkältung. Vielleicht sind wir abends zu lange auf der Terrasse gesessen und haben die herbstliche Kühle einfach ignoriert, oder wir sind mit zu leichter Kleidung ins Büro und haben den ganzen Tag gefroren. Vielleicht war unser Immunsystem auch einfach geschwächt und wir haben uns bei einem Kollegen oder einer Freundin angesteckt. Erkältungen werden schließlich von Viren verursacht, die gerade in der kälteren Jahreszeit gerne weiter gegeben werden.
In normalen Zeiten macht uns das in der Regel nicht viel aus. Schließlich sind wir das ja so gewöhnt. Die meisten von uns erkälten sich gerade im Herbst und Winter nicht nur einmal. Das ist zwar lästig und viele Mitmenschen leiden wirklich sehr unter ihrer verstopften und tropfenden Nase. Aber wir wissen ja auch, dass eine Erkältung normalerweise absolut harmlos ist und nach ein bis zwei Wochen wieder verschwindet. Aber, was ist in Zeiten von Corona schon normal? Heutzutage schwingt bei jedem kleinen Anzeichen einer Erkältung die Sorge mit, dass wir uns vielleicht mit Corona infiziert haben. Wenn ich mir dann noch bewusst mache, dass Kinder in der Regel noch viel häufiger krank werden, wird mir schon ein wenig bange.
Für ein starkes Immunsystem
Auf eines habe ich wirklich überhaupt keine Lust: Dass unsere ganze Familie alle paar Wochen zu Hause fest sitzt, weil einer von uns erkältet ist und wir nicht wissen, ob es „das Virus“ ist. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, alles dafür zu tun, dass mein Immunsystem - und das meiner Lieben - fit ist und wir möglichst unbeschadet durch die kalte Jahreszeit kommen. Aber können wir unser Immunsystem wirklich aktiv stärken, oder sind wir den Viren und Bakterien mehr oder weniger wehrlos ausgeliefert?
Hippokrates hat es auf den Punkt gebracht. Alles, was wir zu uns nehmen, kann für uns ein Heilmittel sein. Und dabei muss es sich nicht um Heilpflanzen im eigentlichen Sinne handeln. Jegliche Nahrung, die wir zu uns nehmen, kann uns mit den Nährstoffen versorgen, die wir gerade brauchen, um unsere Abwehrkräfte zu stärken, und so einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit leisten. Sie kann aber auch genau das Gegenteil bewirken. Denn wenn wir uns falsch ernähren, können Lebensmittel unser Immunsystem und somit unsere Gesundheit spürbar schwächen.
Unser Immunsystem ist schlau
Um das verstehen zu können, müssen wir einen kurzen Blick darauf werfen, wie unser Immunsystem eigentlich funktioniert. Unser Immunsystem ist rund um die Uhr im Einsatz. Unermüdlich bekämpft es alle Eindringlinge wie zum Beispiel Viren und Bakterien, die für uns schädlich sein könnten. Dabei ist unser Immunsystem kein Organ oder Körperteil, sondern das Ergebnis einer vorbildlichen Teamarbeit. So halten zum Beispiel unsere Schleimhäute Viren und Bakterien auf, unser Knochenmark produziert Immunzellen, und die guten Bakterien im Darm halten Erreger und Eindringlinge in Schach.
Damit dieses Zusammenspiel reibungslos funktionieren kann, benötigen wir ausreichend Vitalstoffe, also Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Unser Darm braucht außerdem ausreichend Ballaststoffe, damit unsere guten Bakterien ausreichend „Futter“ haben. Es ist längst noch nicht vollständig bekannt, welche Vitalstoffe an diesen Prozessen beteiligt sind und wie sie genau wirken. Aber in zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde bereits gezeigt, wie gesunde Lebensmittel unser Immunsystem stärken. Hier einige Beispiele:
- Kreuzblütler (Brokkoli, Blumenkohl, Rucola, Senf etc.) können Immunzellen aktivieren
- Obst und Gemüse können Gifte blockieren
- Beeren und Kardamom können die Aktivität von Killerzellen steigern
- Knoblauch kann Bakterien abtöten
- Das in Brokkoli enthaltene Sulforaphan steigert signifikant die Aktivität der natürlichen Killerzellen und unterstützt das Immunsystem bei der Bildung von Antikörpern
- Kurkuma wirkt anti-entzündlich und krebshemmend
- Präbiotika und Probiotika verbessern die Darmflora und somit das Immunsystem insgesamt
- Vitamin C stärkt das Immunsystem und beschleunigt sämtliche Abwehrreaktionen
- Zink hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften und kann die Dauer eines Infekts verkürzen
- Selen regt die Aktivität unserer Killerzellen an
Lebensmittel für unser Immunsystem
Wenn wir uns richtig ernähren, stärken wir also mit der Nahrungsaufnahme gleichzeitig unser Immunsystem. Für den ein oder anderen klingt das jetzt wahrscheinlich viel zu kompliziert, sich mit all diesen Prozessen auseinander zu setzen. Aber die gute Nachricht lautet: Das müssen wir auch nicht. Es reicht vollkommen aus, wenn wir darauf achten, uns möglichst vollwertig und pflanzenbasiert zu ernähren. Dann bekommt unser Körper alles, was er für starke Abwehrkräfte benötigt. Ganz konkret bedeutet das, möglichst viel:
- frisches Gemüse,
- frisches Obst,
- Hülsenfrüchte,
- Vollkornprodukte,
- Nüsse und Samen,
- gesunde Fette und
- Pilze
zu essen. Wenn wir dann noch darauf achten, uns abwechslungsreich, regional und saisonal und möglichst in Bio-Qualität zu ernähren, haben wir schon sehr viel für unser Immunsystem getan, ohne dass wir wissen müssen, wie dieses genau funktioniert. Außerdem schmeckt es auch richtig lecker, wenn wir uns jeden Tag Zeit nehmen, aus diesen Zutaten mit viel Liebe etwas zu kochen.
Hilfe bei Erkältungen
Mit einer gesunden Ernährung versorgen wir unseren Körper also mit allem, was er braucht, um gesund zu bleiben. Wenn uns nun dennoch eine Erkältung erwischt oder wir spüren, dass eine Erkältung im Anmarsch ist, können wir unseren Körper - ganz im Sinne von Hippokrates - mit den richtigen Lebensmitteln aktiv unterstützen, damit er schnell wieder gesund wird. Wenn wir krank sind, kommt es darauf an, dass wir unseren Körper nicht mit schwerer Kost belasten, sondern ihm alle Vitalstoffe zur Verfügung stellen, die er braucht, um die Viren beziehungsweise Bakterien erfolgreich zu bekämpfen. Frisches Obst und Gemüse sind hier die beste Wahl.
Eine selbst gekochte Gemüsebrühe ist beispielsweise hervorragend geeignet, wenn wir gegen eine Erkältung kämpfen. Einfach Gemüse klein schnippeln (beispielsweise Karotten, Paprika, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch…), Wasser hinzufügen und so lange köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Dann einfach mit einem Pürierstab zerkleinern. So bleiben die Ballaststoffe als Nahrung für unsere Darmbakterien enthalten. Wenn wir diese Suppe mit Kurkuma und etwas frisch gemahlenem Pfeffer würzen, wird der positive Effekt durch die im Kurkuma enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe noch einmal verstärkt.
Ihre Eva Ehehalt
(Eva ist Ernährungsberaterin, Autorin und Bloggerin. Auf Ihrer Seite findet Ihr viele tolle Tipps und Rezepte: www.leckervital.com)
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